„Ich gucke das mal eben schnell nach!“
¶ 1 Kommentar schreiben zu Absatz 1 0 A: „Gestern lief Cast Away im Fernsehen. So ein schöner Film.“
¶ 2 Kommentar schreiben zu Absatz 2 0 B: „Ja stimmt, den konnte ich leider nicht gucken. Der war doch mit … mit … wie hieß der Schauspieler nochmal?“
¶ 3 Kommentar schreiben zu Absatz 3 0 A: „Oh … hmm … gute Frage, fällt mir gerade nicht ein.“
¶ 4 Kommentar schreiben zu Absatz 4 0 B: „Warte, ich gucke das mal eben schnell nach!“
¶ 5 Kommentar schreiben zu Absatz 5 0 Handy. Google. Eingabe: Cast Away Schauspieler. Ergebnis: Tom Hanks. Keine 30 Sekunden.
¶ 6 Kommentar schreiben zu Absatz 6 0 Keine 30 Sekunden und wir haben die gesuchte Information. Charakteristika der modernen Mediengesellschaft: wissbegierig und aktuell, aber auch abhängig?
¶ 7 Kommentar schreiben zu Absatz 7 0 Das sich nun immer mehr Leute aufgrund des geringen Aufwands freiwillig und von sich aus Informationen beschaffen ist an sich lobenswert. Aber damit einher geht der Drang, ständig auf dem aktuellsten Stand zu sein. Es reicht nicht mehr aus, die Fußballergebnisse am nächsten Morgen in der Zeitung zu lesen, die Geburtstagseinladung im Briefkasten zu haben und das Geschenk für Oma im Geschäft zu kaufen. Nein, Fußball muss live direkt unterwegs auf dem mobilen Gerät aufgerufen, die Einladung per Facebook verschickt und das Geschenk online bei Amazon bestellt werden. Kurz darauf tauscht man sich darüber sofort per What’sApp mit seinen Freunden aus und schaut sich das Tor oder Ideen zur Dekoration einer Party direkt bei YouTube an. Sofort. Aktuell. Live. Denn bereits am nächsten Tag ist die Aufregung über das Gegentor verfolgen und das Geschenk bei Amazon ausverkauft. Wenn Opa anruft und die Fußballergebnisse durchgibt, die er gerade in der Morgenzeitung gelesen hat, kommt: „Ja Opa, weiß ich doch schon!“ Das ein Trainerwechsel bei der Lieblingsmannschaft bereits ebenfalls Schnee von gestern ist, erfährt Opa erst in der nächste Ausgabe, da diese Information erst nach Druck der Zeitung bekannt wurde. Der Enkel war jedoch dabei. Sofort. Aktuell. Live. Heißt das jetzt, dass Opa nicht mehr aktuell ist? Das er nicht mehr mitreden kann? Nur weil er brandneue Informationen nicht direkt auf sein Smartphone geschickt bekommt?
¶ 8 Kommentar schreiben zu Absatz 8 0 Hierbei muss man sich die Frage stellen, welche Gewichtung man diesen Informationen zuschreibt. Sind sie ausschlaggebend für die weitere Kommunikation miteinander? Oder stellen sie nur einen kleinen Teil der Gesprächsthemen dar? Entscheidend dafür ist wohl auch der Aufwand, der betrieben wird, um Informationen zu beschaffen. So dauerte es früher im Mittelalter Tage, bis der Bote zurückkam, die Informationen war dadurch aber entsprechend von Bedeutung. Dagegen stellt sich die Google-Suche nach dem Schauspieler von Cast Away binnen Sekunden als eher unbedeutend heraus. Die Relation zwischen Aufwand und Information bildet hier den Schlüssel.
¶ 9 Kommentar schreiben zu Absatz 9 0 Trotz alledem können solche „schnell mal eben“ ermittelte Informationen große Bedeutungen für den Einzelnen in einer bestimmten Situation haben. Möchte man zum Beispiel wissen, ob man in den Zug einsteigen soll, damit man seinen Anschluss am nächsten Bahnhof bekommt, oder man auf die S-Bahn warten soll, damit man an dem anderen Bahnhof nicht in der Kälte warten muss, weil man den Anschluss verpasst hat, kann man online schnell die aktuellen Verspätungen der Bahn abrufen und darauf aufbauend seine Entscheidung treffen (entscheidend hier sind die Sekunden).
¶ 10 Kommentar schreiben zu Absatz 10 0 Allerdings können zu viele aktuelle Informationen zur Reizüberflutung führen, weshalb man nicht mehr weiß, was man mit der Informationen anfangen soll (Mit der Wahl hat man die Qual). Deshalb ist es manchmal einfach entspannter, die Medien bewusst unberührt zu lassen und ausnahmsweise mal wieder seinen Kopf einzusetzen. Denn durch den geringen Aufwand der Informationsbeschaffung durch Medien übersehen wir auch den Aufwand, in den Tiefen seines Wissens im Gehirn mal wieder nachzuschauen. Daher ein Tipp: Mal wieder raus in die Natur, den Enten im Teich zuschauen. Keine Fußball-Live-Ergebnisse, keine What’sApp Nachrichten. Auszeit für die Medien. Für ein paar Augenblicke.
schön geschrieben, aber ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Am besten vorne:
1. Mitreden hat nichts mit dem Zeitpunkt zu tun zu dem man von einer Information erfahren hat, sondern von der Kompetenz Zusammenhänge herstellen zu können.
2. die Zeit, als man wichtige Botschaften per Bote überbrachte sind nicht mit den gesellschaftlichen Zuständen von heute vergleichbar. Sowohl was die Menge der Informationen angeht, die verknüpft werden müssen als auch was die Geschwindigkeit angeht, mit der heute Informationen übertragen werden können. Als auch was die Machtverhältnisse angeht. Der Vergleich hinkt nicht nur, er ist gar nicht lauffähig.
3. Du redest, wie meine Großeltern. „Mal wieder den Kopf einsetzen“ und „Enten schauen statt Whats App“. Ich würde sagen. Es geht beides. Der Kopf muss immer eingesetzt werden, das nimmt einem das Internet nicht ab. Das ist am Ende nicht mehr als eine bräsige Maschine. Und wer Enten schauen will, soll das tun. Wen das Telefon dabei stört, sollte dringend an seiner Medienkompetenz arbeiten. Dann wird er/sie sich nicht mehr länger von der Technologie treiben lassen, sondern sich von ihr emanzipieren.
Zu Punkt 1: Da muss ich dir Recht geben. Aus eigener Erfahrung kann ich allerdings sagen, dass der Begriff „Mitreden“ im Alltag häufig (vermutlich zu voreilig) verwendet wird. Demnach rückt man in eine Außenseiter-Rolle, sobald eine Information fehlt, auf der eine Kommunikation basiert. Da man selbst die Information nicht hat, kann man „nicht mitreden“. Erst durch Zuhören, Verknüpfen und Nachfragen, kann man das Informationsdefizit wieder ausgleichen und „wieder mitreden“.
Zu Punkt 2: Natürlich sind die gesellschaftlichen Zustände von damals und heute völlig unterschiedlich, trotzdem wollte ich durch den Vergleich herausstellen, welche Bedeutung die Informationsbeschaffung hat und es heutzutage vielleicht zu wenig geschätzt wird, in welcher Geschwindigkeit wir Informationen beschaffen können, im Vergleich zu früher. Die heutige Generation wächst mit der schnellen Informationsbeschaffung auf und kennt es nicht anders. Jedoch denke ich, dass ein Blick in die Vergangenheit durchaus dazu beitragen kann, seine heutigen Umstände anders wert zu schätzen (ohne behaupten zu wollen, keiner würde es wert schätzen).
Zu Punkt 3: Ich habe nicht behauptet, dass nicht beides möglich ist. Nur wie ich in eigener Erfahrung in diesem Jahr festgestellt habe, ist die Bereitschaft zur „Pause“ mit Medien nicht gerade hoch, darunter zähle ich mich mit. Als ich in Afrika im Busch war (ohne Internet, Fernsehen, Telefon, Zeitung etc.), habe ich gemerkt, wie sehr ich mich von Medien beeinflussen lasse. Sobald ich Internetzugang hatte, wollte ich online gehen und Nachrichten lesen. Erst wenn die Verbindung unterbrochen wurde, legte ich mein Handy zur Seite und schaute aus dem Fenster. Mir ist bewusst geworden, dass ich das hätte öfters tun sollen. Aus diesem Grund habe ich den Tipp verfasst. Er sollte einen Anreiz geben, sein Handy einmal BEWUSST wegzulegen. Inwiefern das jeder für sich umsetzt, ist einem selbst zu überlassen.
Zu Punk 3:
Diese Anlässe müssen wir einfordern. Ich würde es ehrlich gesagt nicht jedem selbst überlassen. Wenn ich mit einem Menschen zusammen bin, ist es legitim zu sagen „Leg das Gerät jetzt weg!“ Nur wer allein mit sich ist, kann selbst entscheiden, was auch sonst.
nur weil es zu deiner Argumentation passt, lief gerade durch meinen RSS Reader: http://m.heute.de/ZDF/zdfportal/xml/object/36200238